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Insights / Blog / Inside AOE

Interview mit Sylvain Rayé (Teil 1)

21. Oktober 2015

Sylvain Rayé, zertifizierter Magento Entwickler aus Frankreich und Organisator der Meet Magento CH Konferenz in Zürich, spricht in Teil 1 unseres Interviews über Erfolgsfaktoren von E-Commerce Projekten, gibt Tipps, Einblicke und Beispiele für Onlineshops und erklärt was für die digitale Transformation von Unternehmen nötig ist.

Sylvain Rayé ist Informatiker und zertifizierter Magento Entwickler mit mehr als 10 Jahren Erfahrung in der Webentwicklung. Nach seinem Job als Projektmanager bei der französischen Luftwaffe arbeitete er über 6 Jahre lang als CTO bei rissip Online Learning. 2013 gründete Sylvain seine eigene Firma Diglin in der Nähe von Zürich. Diglin ist spezialisiert darauf, physische Ladengeschäfte im Onlinehandel zu etablieren, basierend auf Open Source Produkten.

Sylvain engagiert sich sehr stark in der Magento Welt. So trägt er regelmäßig zur Magento Community bei, war Vizepräsident der Magento Community Firegento und organisiert die Magento hackathons in der Schweiz. Darüber hinaus organisiert er die Konferenz Meet Magento CH in Zürich.

Interview mit Sylvain Rayé - Teil 1:

Salut Sylvain. Du bist ein zertifizierter uns sehr erfahrener Magento Entwickler, du hast als Projektmanager bei der französischen Luftwaffe gearbeitet, warst später als CTO bei rissip Online Kursen angestellt, bevor du dich mit deiner Firma Diglin in der Nähe von Zürich selbstständig gemacht hast. Erzähl mal über deine Entwicklung und deine Motivation.

Als ich meine ersten Erfahrungen im Web machte war ich gerade 17 Jahre alt. Ich habe früh bei der französischen Luftwaffe meine ersten Berufserfahrungen gemacht und konnte parallel mein Informatikstudium absolvieren. Zu dieser Zeit hatte ich viel Kontakt mit Leuten aus den USA, da in Frankreich das Internet noch nicht so weit entwickelt war wie heute. Ich habe die Möglichkeit ohne Grenzen mit Leuten aus der ganzen Welt zu sprechen sehr genossen. Aufgrund der Komplexität der Projekte, aber auch aufgrund der verschiedenen Anforderungen bei der Erstellung von Onlineshops, habe ich immer mehr Energie in diese Art von Projekten investiert. Es war damals jedoch nicht so alltäglich wie heute in einem Onlineshop einzukaufen, teilweise haben die Kunden Onlineshopping abgelehnt, daher war es auch schwieriger Manager von E-Commerce Projekten zu überzeugen und darin zu investieren. Ich bin froh, dass sich die Situation geändert hat und ich an vielen tollen Projekten mit enthusiastischen Mitarbeitern, die das Internet als zusätzlichen Verkaufskanal sehen, teilnehmen darf.

Als erfahrener Gründer, was sind deiner Meinung nach die wichtigsten Punkte für Gründer und Startups beim Aufbau eines neuen Business in der digitalen Welt?

Ich habe in den letzten Jahren gelernt, dass ein gutes Netzwerk ganz entscheidend ist. Man kann so motiviert und passioniert sein wie man möchte und große Ziele haben, aber ohne die richtigen Connections ist es sehr schwierig. Das ist einer der Gründe warum ich mit der Gründung meiner Firma warten musste als ich in der Schweiz vor ein paar Jahren ankam.

Du hast 2013 deine Firma Diglin gegründet, mit der Mission „physische Ladengeschäfte im Onlinebusiness zu etablieren“. Welche Basics sind für die Digitalisierung eines Geschäftsmodells nötig? Was sind die entscheidenden Erfolgsfaktoren bei der digitalen Transformation?

Für mich ist eine fundamentale Regel, die es zu respektieren gilt, dass online business haben vergleichbare Regeln wie das Offline Geschäft. Man muss im Onlinekanal präsent sein und darin investieren, man darf nicht glauben alles läuft hier von alleine, ohne dass man etwas dafür tun muss. Es ist eigentlich selbstverständlich, aber in der Realität, insbesondere bei „traditionellen“ Unternehmen, wird dieser Aspekt oft unterschätzt. Ich vergleiche oft beispielhaft Onlinemarketing für B2C mit dem Betreiben eines Ladengeschäfts in einer Hauptstraße oder einem Einkaufszentrum. Wenn man in einer Seitenstraße oder einem kleineren Ort angesiedelt ist hat man geringere Chancen auf Kundschaft. Liegt der Laden in einer Hauptstraße oder einem Einkaufszentrum hat man damit weniger Probleme und damit einen höheren ROI, dafür aber auch höhere Akquisitionskosten pro Kunde. Im Onlinegeschäft ist es genauso. Selbstverständlich ist alles abhängig von der Website und deren Aktivität. Man benötigt eine Online Strategie und die richtigen Leute mit dem entsprechenden Knowhow. Zum Glück ist es heute einfacher diese zu finden.

Bezüglich der Erfolgsfaktoren ist es wichtig, das Interesse und die Blicke der Besucher „einzufangen“. Aus diesem Grund ist eine Differenzierung gegenüber dem Wettbewerb wichtig, z.B. durch andere Produkte und Dienstleistungen, aber auch durch die Investition in User- und Shopping Experience – auch im B2B Bereich.

Wie siehst du deine Rolle im Prozess der digitalen Transformation mit deinen Kunden? Was ist dabei der wichtigste Aspekt bei der Business Transformation? Hast du dafür ein Beispiel?

Meine Aufgabe ist die Begleitung meiner Kunden bei der Implementierung ihrer Ideen und die Steigerung des Umsatzes mit einem bestimmten Budget. Ich gebe außerdem zusätzliche Ideen und gemeinsam arbeiten wir an der Zielerreichung. Ich habe vorhin Investition in die User Experience angesprochen: Die Verbesserung der Suchfunktion innerhalb eines Onlineshops und die Vereinfachung eines Check-out Prozesses sind gute Beispiele, wie man die Frustration der Besucher bei der Suche nach iihren Produkten senken kann. Durch die Optimierung dieser beiden Punkte konnten wir bereits den Umsatz unserer Kunden um bis zu 20% steigern.

Welche Empfehlungen hast du für Unternehmen bezüglich der digitalen Transformation? Was sind deine Best Practice Tipps bei der Digitalisierung ihrer Geschäftsmodelle?

Ich empfehle eine Online und Offline Strategie zu haben. Der korrekte Begriff dafür ist „Omnichannel“. Es gibt in der Schweiz zum Beispiel Pure Player wie digitec.ch, die mit einer Onlinepräsenz starteten und heute physische Ladengeschäfte haben. Man kann online kaufen und die Produkte im Geschäft – die eigentlich eher Lager sind – abholen, oder sich die Einkäufe kostenlos nach Hause senden lassen. Omnichannel bietet den Kunden mehr Möglichkeiten und eine einzigartige Shopping Erfahrung.

Ein weiterer Tipp ist der Erste in einer Nische zu sein. Die Schweizer Post zum Beispiel hat kürzlich bekanntgegeben, als erste auch am Wochenende Pakete ausliefern zu wollen – sie werden das erste Unternehmen mit diesem Angebot sein.

Du warst bei rund 20 E-Commerce Projekten involviert und bist erfahren bei der Umsetzung von E-Commerce Lösungen und dem Aufbau von Onlineshops. Was sind für dich die wichtigsten Erfolgsfaktoren für E-Commerce Projekte und Onlineshops?

Aus Sicht der Implementierung ist die Wahl eines guten technischen Partners und gute, detaillierte Spezifizierungen ganz wichtig. Unterstützung durch externe Dienstleiter kann eine gute Idee sein, genauso wie das Kontaktieren der angegebenen Referenzen. Leider schlagen immer wieder Projekte fehl, da auf diese Punkte zu wenig geachtet wird. Zusätzlich kann man sich von Unternehmen, die agile Methoden anwenden, inspirieren lassen. Der Hauptvorteil agiler Methoden ist die regelmäßige Lieferung von Ergebnissen nach jedem Arbeitszyklus, Sprint genannt. Dadurch sieht man regelmäßig Ergebnisse und kann leichter anpassen, und sollte irgendwann mal ein Konflikt mit dem Dienstleister entstehen kann man relativ problemlos das angefangene Projekt mit einem anderen Partner weitermachen. Das ist übrigens auch ein Grund warum Open Source Lösungen das Risiko einer Abhängigkeit von einem bestimmten Anbieter limitieren.

Welche Herausforderungen siehst du für Unternehmen im E-Commerce?

Die größte Herausforderung ist es profitabel zu bleiben. Kunden erwarten weiterhin niedrige Preise im Internet, auf der anderen Seite sind Kosten beispielsweise für Logistik, Kundenservice, Bezahlservices und Marketing gestiegen.

In Teil 2 des Interviews spricht Sylvain Rayé über Vor- und Nachteile von Open Source und proprietären Softwares, über den Sinn von agilen Methoden in Projekten und wie er ein Teil der Magento Welt und Organisator der Meet Magento CH Konferenz in Zürich wurde.